Erst nahmen sie sich die Raucher vor ...

Erst nahmen sie sich die Raucher vor und ich habe den Mund gehalten. Dann nahmen sie sich die Trinker vor und ich habe den Mund gehalten. Dann nahmen sie sich die Dicken vor und ich habe den Mund gehalten. Dann nahmen sie sich mich vor. (Frei nach Martin Niemöller)

Mittwoch, 7. März 2012

Rauchverbote als Exportartikel

Nicht nur die Tabakindustrie exportiert ihre Produkte nach Asien, die Verbotsindustrie tut das auch. Ihre Werbekampagnen sind leicht zu identifizieren.

Neulich las ich in einem Tempel in Laos ein Schild mit der Inschrift "Smoke free temple". Ich fand das aus mehreren Gründen merkwürdig.

In einem buddhistischen Tempel gibt es immer eine zentrale Halle mit Buddha-Statuen. Bevor man eine solche Halle betritt, zieht man seine Schuhe aus. Niemand käme auf die Idee dort zu rauchen. Diese Halle ist umgeben von der Tempelanlage, einem parkähnliches Gelände, von einer Mauer umgeben und voller Leben. Dort stehen häufig Händer, die Essen brutzeln und mit allerleit Zeugs handeln. Dort unter freiem Himmel zu rauchen, stört niemanden.

In der Halle brennen Räucherstäbchen und die Garküchen sind auch nicht gerade rauchfrei. Aber natürlich bezieht sich rauchfrei nicht auf diesen Rauch, sondern auf Tabakrauch. Aber warum heißt es dann nicht einfach "bitte hier nicht rauchen"?

Luang Prabang ist von der UNESCO zum Welkulturerbe gekürt worden. Dort findet man Schilder mit "Rauchefreies Weltkulturerbe". Offensichtlich sind diese Schilder von einer Organisation angebracht worden. Hat hier die UNESCO einen deal gemacht: wir helfen euch eure Tempel zu restaurieren, dafür dürfen wir unsere Rauchverbotsschilder aufhängen?

Laos ist von Kalifornischen Verhältnissen weit entfernt, eine Schachtel Zigaretten kostet noch 50 Cents und man bekommt Zigaretten an jeder Straßenecke.  40% der laotischen Bevölkerung kann nicht lesen und schreiben, die Lebenserwartung liegt unter 60 Jahren. Das ist genau das Volk, das vor den Gefahren des Rauchens gewarnt werden muss.

Die Verbotsindustrie versucht eine Sprachregelung zu verwenden, in der Verbote wie zusätzliche Freiheiten aussehen. Sie vermeidet Ausdrücke wie "Rauchen verboten" und verwendet stattdessen eine Floskel, die immerhin das Wort "frei" enthält: rauchfrei.

An diesem Sprachgebrauch kann man sie erkennen. Rauchfrei, fettfrei, zuckerfrei alkoholfrei. Das stammt von denen. Oft ist eine solche Sprachanalyse aber gar nicht nötig, denn sie Verbotsindustrie setzt bereitwillig ihre Logos unter ihre Verbotsschilder. Sie sind ja schließlich die Guten.



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